Vergänglichkeit, die Mut macht

Kultur

Spontan und unvermittelt bekam ich eine Einladung zur Vernissage von Marieluise Bantel, einer Künstlerin, zu der besser denn je der bekannte Spruch passt: „Do what you love and fortune will follow.“

Andächtige Stille, nein, vielmehr Freude empfängt mich beim Besuch der Vernissage im Haus der Wirtschaft in Stuttgart. Die Stimmung ist positiv obwohl der Titel der Ausstellung Tiefgründigkeit verspricht: „Die Schönheit des Vergehens“. Ein altbekanntes Thema. Stillleben, Vanitas, der Totenkopf in der einen Ecke des Bildes, die Üppigkeit des Lebens, die Früchte und Blumen in der anderen. Es gehört schon eine Menge Mut dazu, sich diesem in der Kunstgeschichte schon so vielfach beschriebenen und beachteten Thema aufs Neue zu widmen. Und dann auch noch formal absolut reduziert – nämlich 'einfach' nur durch die schlichte Darstellung verwelkter Blüten. Kann das funktionieren?
Marieluise Bantel // Verfall // 80 x 120 cm

Marieluises Bilder entstanden in einer Zeit der Pandemie, der Angst vor dem Unbekannten und der Beschäftigung jedes Einzelnen mit der eigenen Endlichkeit. Man merkt sofort, dass sie durch ihre Bilder einen ganz persönlichen Blick auf die oder vielmehr auch ihre eigene Vergänglichkeit richtet. Alt zu werden, bedeute für sie, kaum noch wahrgenommen und unsichtbar zu werden. Das Ende trete einem entgegen, wie eine Mauer, über die man nicht drüber klettern könne und an der man auch nicht vorbei käme. Und dennoch: dem Prozess des Verschwindens wohne auch ein Moment der zerbrechlichen, zarten Schönheit inne. Und diese Schönheit ist unverkennbar in ihren Werken. Sie sticht heraus, lässt einen nicht los. Begeistert.

Marieluise Bantel // Verwandlung // 80 x 120 cm

Blumen und Malerei begleiten die gebürtige Metzingerin schon ihr Leben lang. Mit dem Eintritt in die Rente beschloss Marieluise Bantel Kunst zu studieren. Mit ihrem Abschluss 2019 an der Freien Kunstschule Stuttgart begann ein neuer Lebensabschnitt für sie. Mit dem Erfolg ihrer Abschlussarbeit – den Blüten-Stilleben – hätte sie selbst niemals gerechnet. Es sind aber eben keine gewöhnlichen Stillleben. Es lässt sich viel über sie erzählen. Kompostion und Materialität sind bewusst sehr einfach gehalten, sie geben Hinweise auf die Individualität, auf den einzigartigen Moment jeder einzelnen Blume, bzw. jedes einzelnen Menschen. War das etwa mal eine Lilie? Im letzten Moment ihrer Schönheit, Farbigkeit und Plastizität, umrahmt von einem sanften, seidigen Schimmer wird die Blüte zu einer organischen Form, dessen strahlender Ursprung sich nur noch erahnen lässt.

Im Gespräch mit der Künstlerin...

Marieluises Bilder passen unheimlich gut in unsere heutige Zeit – die Natürlichkeit ihrer Ölgemälde, der erdig, warme, reduzierte Hintergrund (naturbelassene Leinwand), die Fokussierung auf das Wesentliche sind bestechend. Sie haben nichts bedrückendes sind aber auch alles andere als fröhlich naiv. Ihre Qualität und tiefgründige Symbolik sind einfach wunderschön. Kein Wunder also, dass die Blüten auch über die Sozialen Medien große Beachtung finden und bereits von einer namenhaften Modedesignerin (Suzannah London) auf Textil verewigt wurden. Erst im Februar dieses Jahres wurde die Bilderserie zudem im internationalen Kunstmagazin Art Market Magazine beleuchtet.
Zukünftige Arbeiten von Marieluise Bantel dürfen also mit Spannung erwartet werden.

Marieluise Bantel // Übergang // 80 x 60 cm
Die Bilderserie „Die Schönheit des Vergehens“ ist noch bis zum 24. März in Stuttgart zu sehen. Weitere Informationen zur Ausstellung sowie zur Künstlerin unter https://marieluise-barbara-bantel.de und auf Instagram. 

Eure Silvia

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